Feuerwerk zur Langen Nacht der Wissenschaften

Sicherheit, Absperrbereich

Feuerwerksartikel, selbst für Silvester, sind kein Spielzeug. Wenn man mit dem nötigen Respekt und Sachverstand damit umgeht, kann man wunderschöne Effekte genießen. Aber durch Unvernunft und Missachtung elementarer Sicherheitsregeln kommt es jedes Silvester wieder zu schlimmen Unfällen. Bei Großfeuerwerken wie zur Langen Nacht sind Unfälle sehr selten, was vor allem an der staatlich geregelten Ausbildung der Feuerwerker liegt. Die Mitwirkung des Publikums bei der Einhaltung von Sicherheitsabständen ist dazu aber wichtig. Letztendlich ist der Pyrotechniker dafür verantwortlich, die Sicherheitsabstände durchzusetzen, aber wenn man kooperativ und verständnisvoll miteinander umgeht, wird es für alle schöner. Dazu sollen die Informationen auf dieser Seite dienen.

Zunächst muss man wissen, dass der Absperrbereich beim Aufbau des Feuerwerks wesentlich kleiner ist als später beim planmässigen Abbrand. Wenn man sich also lange vor dem Feuerwerk einen schönen Platz gesucht hat, wird man möglicherweise enttäuscht, wenn man ihn kurz vor dem Feuerwerk wieder räumen muss. Der beste Standort für die Betrachtung des Feuerwerks ist der große Parkplatz zwischen Von-Danckelmann-Platz und Von-Seckendorff-Platz. Von der Betonkante vor der Mensa (auf der kleine Batterien, Feuertöpfe und Kometen aufgebaut werden) sind noch 30m Abstand einzuhalten. Das ist ungefähr die Höhe des großen Steins vor der Cafeteria "Ein-Stein". Die zentrale Achse des Feuerwerks ist übrigens die Mensa, und nicht die Mitte des Parkplatzes. [Stadtplan in HALgis].

Wenn man nicht in der ersten Reihe steht, sollte das (außer für Videoaufnahmen) kein Problem sein: Wir bauen die meisten Bodenfeuerwerkskörper auf Stativen auf, und normale Feuerwerksartikel steigen ohnehin in den Himmel. Tatsächlich lässt sich das Feuerwerk mit etwas mehr Abstand sogar besser genießen (vielleicht ist das der Grund, warum viele Silvesterartikel beim Nachbarn besser aussehen, als wenn man sie selber abbrennt).

Wenn man unbedingt möglichst nah dran stehen will, muss man wissen, dass Dreck und Papphülsen wieder herunter kommen — bei ungünstigem Wind möglicherweise auch leicht außerhalb des Sicherheitsbereiches. Eine passende Kopfbedeckung, Brille, und nicht besonders empfindliche Kleidung wären dann anzuraten.

Eine wichtige Quelle für Sicherheitsabstände ist der "Leitfaden zu Sicherheitsmaßnahmen fürr das Verwenden von Feuerwerk der Kategorie 4 von der BAM (Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung). Kategorie 4 bedeutet Großfeuerwerk.

Für die Position vor der Mensa sind folgende dort genannten Abstände relevant: 20m für Bodenfeuerwerk und 30m für Artikel mit Kaliber unter 50mm, die nicht höher als 30m steigen. Wir setzen auch Artikel der Kategorien T1 und T2 (Bühnenfeuerwerk) ein, für die eigene Sicherheitsabstände gelten. So können z.B Kometen höher als 30m steigen, und dennoch einen Sicherheitsabstand von nur 16m haben (weil sie speziell geprüft wurden und mit höheren Qualitätsstandards produziert werden). Wir benutzen auch einige Artikel der Kategorie F2 (Silvesterfeuerwerk), für die ebenfalls eigene Regeln gelten, so dass 30m Abstand trotz Überschreiten der Höhe von 30m in Ordnung sind.

Es ist aber noch zu bedenken, dass einige Artikel nach links und rechts geneigt abgebrannt werden (z.B. als Fächer). Dadurch vergrößert sich der Sicherheitsabstand drastisch: Z.B. plus 80% bei einem Neigungswinkel bis 20 Grad. Aus den 30m werden dann schon 54m. Das bedeutet, dass ein gutes Stück der Theodor-Lieser-Straße gesperrt werden muss: Nach links ist das noch bis deutlich hinter den Eingang in das Mathematik-Gebäude (Theodor-Lieser-Str. 5). Der der Eingang selbst durch den Hausvorsprung geschützt ist, kann er während des Feuerwerks noch benutzt werden, man sollte sich dort aber nicht zu lange aufhalten. Nach rechts ist es bis ca. zum Ende des Parkplatzes (Beginn des Gebäudes Von-Danckelmann-Platz 3). Ein Aufenthalt zwischen Mensa und Hörsaalgebäude (Theodor-Lieser-Str. 9) ist absolut ausgeschlossen. Der Eingang des Hörsaalgebäudes auf dieser Seite ist während des Feuerwerks verschlossen. Der Ausgang auf der anderen Seite (Richtung Betty-Heimann-Str.) ist nutzbar, man sollte sich dort aber nicht länger aufhalten, da es strenggenommen noch im Sicherheitsbereich liegt (das Gebäude bietet natürlich Schutz).

Die mittlere Abschussposition für größere Kometen, Feuertöpfe und Feuerwerksbatterien liegt auf der Grünfläche hinter der Mensa, links und rechts dicht bei den beiden Fußwegen zur Hermann-Knoblauch-Straße (die deswegen natürlich auch gesperrt werden). Für Kometen und Feuertöpfe (mit Steighöhe > 30m) gilt ein Sicherheitsabstand von 50m, ebenso für kleine Bombetten mit Kaliber < 50mm. Da diese auch gefächert geschossen werden, gilt seitlich wieder ein Aufschlag von 80%, also 90m (bei stärkerer Neigung als 20 Grad auch noch mehr). Der 90m-Bereich reicht nach links bis zur K.-Freiherr-v.-Fritsch-Str., dort sollte man sich von ca. Haus Nr. 2 bis zur Hermann-Knoblauch-Str. möglichst nicht aufhalten. Die Straße selbst liegt allerdings gerade an der Grenze des Sicherheitsbereichs. Dagegen sind die Grünanlagen neben und hinter den Häusern (Mathematik-Gebäude Theodor-Lieser-Str. 5 und Gebäude K.-Freiherr-v.-Fritsch-Str. 2 und 4) eindeutig innerhalb des Gefahrenbereiches und für Zuschauer ausgeschlossen. Nach rechts erstreckt sich die 90m-Zone nicht ganz bis zur Betty-Heimann-Straße. Diese Straße kann also weiter genutzt werden. Die Grünanlage hinter dem Hörsaalgebäude (Theodor-Lieser-Str. 9 in Richtung zum Gewächshaus) und um die Gebäude Betty-Heimann-Str. 3, 5 und 7 müssen dagegen vor dem Feuerwerk geräumt werden.

Von der mittleren Position (hinter der Mensa) schießen wir auch Sternbomben 60mm der deutschen Firma Zink mit einer Steighöhe von 70m. Diese haben einen Sicherheitsabstand von 56m (80% der Steighöhe) und führen damit zu keiner Vergrößerung des Sicherheitsbereiches (nach vorne zu den Zuschauern sind ohnehin ca. 90m).

Die Abschussrohre für die Feuerwerksbomben werden neben der Herrmann-Knoblauch-Straße stehen (auf der Grünfläche hinter der Mensa). Die Straße ist deswegen ab ungefähr 11 Uhr gesperrt (während des Aufbaus gilt ein Sicherheitsabstand von mindestens 20m). In Notfällen wäre eine sehr zügige Passage mit Begleitung durch einen Feuerwerker eventuell möglich (auf eigene Gefahr).

Die Formel für Sicherheitsabstände von Feuerwerksbomben ab Kaliber 50mm ist 80% der Steighöhe, bzw. 100% falls der Haupteffekt ein Knall ist (soetwas verwende ich nicht). Für den Fall großkalibriger Artikel mit ungewöhnlich kleiner Steighöhe ist der Sicherheitsabstand nach unten noch durch 800 * Kaliber begrenzt (d.h. 80% von Kaliber in Metern statt mm). Meist ist die Steighöhe aber grösser, z.B. ca. 90-110m für eine Bombe Kaliber 75mm, ca. 120-140m für Kaliber 100mm, und ca. 160-170m für Kaliber 125mm. Es werden in der Hauptsache Feuerwerksbomben Kaliber 65mm, 75mm und 100mm abgebrannt, aber auch einige wenige Stück Kaliber 125mm. Daraus ergibt sich ein Sicherheitsabstand von 136m. Dieser erstreckt sich nach hinten bis zur Wilhelm-Schrader-Straße. Dort ist der Zugang zum Uni-Gelände deswegen versperrt. Schräg zur Seite liegt das Ende der Otto-Schlüter-Straße noch im Sicherheitsbereich. Dort sollte sich niemand aufhalten, auch nicht in den Gärten der Anwohner (werden informiert).

Gelegentlich werden Bomben kleinerer Kaliber (natürlich nicht 125mm) auch leicht nach links und rechts gefächert abgeschossen. Im Extremfall (Bomben Kaliber 100mm mit max. 20 Grad) würde sich ein Sicherheitsabstand von ca. 200m nach links und rechts ergeben (wir werden allerdings max. 15 Grad fächern, was 60% Aufschlag erfordert, und damit ca. 180m Abstand). Nach rechts erstreckt sich das bis zur Einmündung der Hermann-Knoblauch-Straße in die Betty-Heimann-Straße, dort sollte sich während des Feuerwerks außer der Feuerwehr (mit Schutzausrüstung) niemand aufhalten. Auf der anderen Seite geht der Sicherheitsbereich über die K.-Freiherr-v.-Fritsch-Straße hinaus und überdeckt noch Teile des Parkplatzes (nur im Bereich der Hermann-Knoblauch-Straße ab etwa Haus Nr. 4).

Selbstverständlich gehört der Bereich zwischen Wilhelm-Schrader-Straße und Hermann-Knoblauch-Straße zum Gefahrenbereich. Einmal hatten sich Jugendliche hier versteckt. Wir kontrollieren das natürlich, es ist aber auch ein sinnloser Leichtsinn, der von einer Verkennung der möglichen Gefahren zeugt. Was könnte passieren? Sehr selten zünden die Feuerwerksbomben oben nicht, und fallen wieder herunter. Ein Gewicht von ca. 400g aus über 100m Höhe möchte man nicht auf den Kopf bekommen. Selbst wenn man nicht direkt getroffen wird, kann es sein, dass die Bombe beim Aufschlag noch explodiert und harte, brennende, schnell fliegende Leuchtsterne in einem Radius von vielleicht 30m verteilt. Außerdem kann es (ebenfalls sehr selten) zu Rohrkrepierern kommen, bei denen die Bombe also schon im Abschussrohr platzt. Wegen der Splittergefahr sind Stahlrohre ohne ganz besondere Sicherheitsvorkehrungen verboten, üblich ist GFK. Aber natürlich fliegen in der näheren Umgebung Leuchtsterne sowie Stücke des Rohres, und ggf. Teile des Racks. Deshalb ist der Sicherheitsabstand so wichtig. Ganz übel wird es, wenn sich durch den Rohrkrepierer andere Rohre aus der Verankerung lösen sollten, und in ungeplanten Richtungen weiter schießen. Der Feuerwerker versucht dieses Risiko natürlich durch den Aufbau und die Konstruktion der Racks zu minimieren. Allgemein ist man aber umso sicherer, je weiter man "im Falle eines Falles" weg ist.

Eine übliche Regel besagt, dass man bis 15 min nach dem Feuerwerk noch mit Spätzündern rechnen muss, so dass die Absperrung mindestens so lange aufrecht erhalten werden muss. Es werden aber auch Fälle berichtet, in denen die Spätzünder noch nach 30 min aufgetreten sind. Praktisch werden zunächst die Feuerwerker sich etwas umschauen, bevor z.B. der Fußweg von der Theodor-Lieser-Str. zur Hermann-Knoblauch-Str. wieder freigegeben wird. Man muss da mit ca. 20-30min rechnen.

Der Platz wird am nächsten Morgen auf mögliche Versager abgesucht. Sollten Sie einen Versager finden, kontaktieren Sie den Feuerwerker oder die Polizei. Schärfen Sie Ihren Kindern ein, dass man keineswegs ein Feuerzeug an eventuelle unklare Fundstücke halten sollte.

Sicherheitstipps für Silvester

Sicherheitstipps für Silversterfeuerwerk finden Sie am Ende der Folien zu meiner letzten Datenbank-Vorlesung vor Weihnachten, auf der Seite von Big Zanders Feuerwerke mit Sicherheitstipps und z.B. der Seite der Feuerwehr Frankfurt.

Foto: Feuerwerk zur Wissenschaftsnacht 2010,
		Feuertöpfe, Kometen, Bengaltöpfe
(Foto von Noriko Zhang, 2010)
Prof. Dr. Stefan Brass
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